Armed Forces Radio Service (AFRS) war der Name einer Agentur, die während des Zweiten Weltkrieges im Auftrag der Regierung der Vereinigten Staaten Unterhaltungsprogramme für die US-Soldaten und für Rüstungsarbeiter produzierte. Diese Produktionen der AFRS liefen bis in die frühen fünfziger Jahre in mehreren parallel ausgestrahlten Serien, beispielsweise AFRS-Bandwagon, AFRS-Downbeat, AFRS-G.I.-Jive, AFRS-Command-Performance, AFRS-Basic Music Library oder AFRS-JUBILEE, um nur die wichtigsten zu nennen. Die ungeheure Fülle der Radiosendungen ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Meist handelte es sich bei diesen Programmen um Live-Shows, die von zahlungskräftigen Sponsoren gefördert wurden.

Diese wiederum forderten zugkräftige Namen bei den mitwirkenden Jazzgruppen, Big Bands und Comedy Stars. So gab es zahlreiche Shows mit Benny Goodman, Count Basie, Harry James oder Woody Herman.

Die ”Wildroot-Show” von letzterem wurde beispielsweise von dem gleichnamigen Shampoo-Erzeuger finanziert. Die AFRS-Jubilees wurden auf Electrical-Transcriptions aufgezeichnet und zu einem etwas späteren Zeitpunkt ausgestrahlt. Dem deutschen Jazzforscher und Discographen Dr. Rainer E. Lotz ist es zu verdanken, daß alle 433 (!) Jubilee-Programme discographisch erfaßt werden konnten. Die Angaben auf unseren CDs stützen sich auf seine Arbeit.

1942 hatte Major Mann Holiner, ein ehemaliger Radio- und Broadway-Showproduzent, die Idee zu den Jubilee-Shows, in denen ziemlich ausbalanciert weiße und farbige Musik- und Varieté-Talente zum Einsatz kamen. Das Debut der Army-Jubilees fand am 9. Oktober 1942 unter der Leitung von Major Charles Vanda, einem ehemaligen Produzenten von CBS statt. Nach den ersten fünf Programmen übersiedelte das Show-Programm von New York City nach Los Angeles, wo nicht nur Major Holiner für die Produktionen verantwortlich wurde, sondern auch Ernie ”Bubbles” Whitman als ständiger ”Master of Ceremonies” zum Einsatz kam.

Ursprünglich wurden die ”Jubilees” als einstündige Show vor Publikum durchgeführt, meist am frühen Abend eines Montags. Gelegentlich liefen auch zwei komplette Shows von je dreißig Minuten an einem Abend. Aus aufnahmetechnischen Gründen setzte sich schließlich die Dreißig-Minuten-Show durch. Die Aufnahmen fanden in den Studios der Radiostationen NBC, ABC, CBS, C.P. MacGregor, Radio Recorders oder Universal Recorders statt. Das Unternehmen AFRS war eine Schöpfung von Major Thomas Lewis. Ab Mitte 1943 wurden die AFRS-Jubilee-Programme über Kurzwelle an die West- und Ostküste sowie nach Europa ausgestrahlt. Nach Kriegsende, in den ersten Wochen des Jahres 1946, wurden die Aktivitäten des AFRS langsam eingstellt. Ernie ”Bubbles” Whitman verließ die Institution und die Jubilee-Programme bekamen eine etwas andere Form, überdies dominierten jetzt vorwiegend weiße Künstler die Shows. Im Mai 1949 wurde die Produktion von V-Discs, für die ebenfalls das AFRS verantwortlich war (siehe RST 9156 5-2 ”Die Combos”, RST 91566-2 ”The Big Bands” und RST 91567-2 ”The Girls”), eingestellt, im Spätherbst desselben Jahres endeten die meisten der AFRS-Live-Shows (”Jill’s Juke Box”, ”Command Performance”). Die letzte Jubilee-Show wurde im August 1953 aufgezeichnet beziehungsweise ausgestrahlt, die Mitwirkenden waren neben dem AFRS-Jubilee-Orchestra, das schon längst die wechselnden Star Big Bands abgelöst hatte, der Pianist Joe ”Fingers” Carr und die Ted Vesely Dixieland Group.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde eine Fülle von Jubilee-Mitschnitten auf Langspielplatten herausgebracht. Vor allem auf dem amerikanischen Platten-Label ”Joyce” erschien eine Menge von AFRS-Material, allerdings häufig in Form selektierter Einzeltitel. RST-Records hat es sich nunmehr zur Aufgabe gemacht, komplette Jubilee-Shows (jeweils zwei auf einer CD) in freier Folge herauszubringen. RST Records will dabei nicht chronologisch vorgehen, sondern die Programme musikalisch aufeinander abstimmen, außerdem steht dem Label nur eine begrenzte Anzahl an Originalprogrammen zur Verfügung. Auf jeden Fall aber sollten Sie, lieber Jazz-Fan und CD-Sammler, die Jubilee-Shows ungeschnitten, also auch mit den sogenannten ”Comedy skits” und allen Ansagen zu hören bekommen.

Soweit als möglich wurden die Original-Transcriptions, beziehungsweise die Mitschnitte davon, technisch verbessert, im wesentlichen wurde aber der Originalsound beibehalten um den historischen Charakter dieser musikgeschichtlich und kriegspolitisch gleichermaßen bedeutenden Dokumente zu erhalten (Klaus Schulz).

AFRS-CDs

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Dieter Bock

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