Anfang der 60er Jahre bauten Jazzmusiker und -kritiker alle möglichen Stilbarrieren zwischen Bühne und Publikum auf. Es herrschte Stillstand. Aber dann kam "die Musik dieser Brasilianer und hatte jene Wirkung, die der berühmte Ausruf des kleinen Jungen in Andersens Märchen `Des Kaisers neue Kleider' erzeugte". - So kommentiert Tenorsaxophonist Stan Getz jene "Neue Welle" (eine der möglichen Übersetzungen für "Bossa Nova"), die 1962 alle Dämme zwischen Jazz, Pop und Folklore überschwemmte. Im Februar 1962 spielte Getz mit dem Gitarristen Charlie Byrd die LP "Jazz Samba" ein. Die ausgekoppelte Single "Desafinado" enterte im September die Billboard- Popcharts. Zwei Jahre später wurde der Dialog von Getz' warmherzigem, schmeicheldem Saxophonton mit der unterkühlt sanften Stimme von Astrud Gilberto ein noch größerer Erfolg: Das "Girl From Ipanema" machte das Album "Getz/Gilberto" zu einer der meistverkauften Jazz-LPs aller Zeiten. Diese zwei Veröffentlichungen plus drei weitere LPs, die Getz im Spannungsfeld zwischen brasilianischen Rhythmen und ultracoolem Jazz produzierte, sind in dem CD-Quartett "The Bossa Nova Years" untergebracht.
Als Zugabe gibt es neun Liveaufnahmen. Aber nicht nur Jazz- und Pop- Historiker, auch Klang-Freaks dürfen sich über diese Zusammenstellung freuen. Die besten verfügbaren Bänder wurden für die CD-Überspielung verwendet. Das digitale Remastering zauberte bei einigen Titeln manch zartes Pflänzchen aus dem Percussion-Unterholz hervor, und die Transparenz des Saxophonklangs läßt heutige Digitalaufnahmen teilweise ganz schön alt aussehen. (** Interpret.: 07-10 ** Klang.: 06-09, Stereoplay)
51 Tracks.