Gerhard Bronner und Marika Lichter – Im Zwio
15 Tracks.
Tracklist:
1. Plötzlich fängt was Ungeheures an (02:58)
2. Baby, es regnet doch (03:14)
3. Sachlichkeit (02:52)
4. Für die Verlierer ein Hurra (02:47)
5. Alle lachten (02:21)
6. Schlafe ein (03:51)
7. Aufsteh´n (03:37)
8. Der Hut (02:56)
9. Liebling, wir richten die Wohnung ein (04:01)
10. Der Herr im Haus (03:08)
11. Immer dasselbe (04:32)
12. Der jüdische Cowboy (02:27)
13. Die Herren Lipizzaner (02:48)
14. Beduinenmädchen (02:51)
15. Das neue Jahr (01:52)

Die Platte "lm Zwio" entstand 1976/77. Damals eilte ich nach meinen Theatervorstellungen im Theater an der Wien oder an einer anderen Bühne jeden Abend in Gerhard Bronners "Fledermaus", um dort für Gesangs- und Show-Einlagen zu sorgen. Das war bereits meine zweite Auftrittsserie in jenem Lokal. Erstmals kam ich als blutjunge Anfängerin 1969 in die "Fledermaus". Meinen Antrittsdialog mit dem Hausherrn werde ich nie vergessen. Ich sagte: "Herr Bronner, dürft ich mit Ihnen sprechen?" Er antwortete: "Sie sprechen schon mit mir". Ich gewöhnte mich an diese Art der Konversation und Gerhard Bronner engagierte mich. Ich war dann viel auf Tourneen und im Ausland, so verließ ich die "Fledermaus". Als ich dann einmal wieder als Gast kam entschloß ich mich, wieder dort zu singen, vor allem weil ich ja durch meine Theaterengagements sowieso in Wien war. Es wurde mir dabei sogar die Ehre zuteil, von Gerhard Bronner persönlich am Klavier begleitet zu werden, was nicht jedem jungen Entertainer gelang.
Da aber das nur Begleiten des Meisters Sache nicht war, und um einem "dringenden Bedürfnis abzuhelfen" beschloß er, eine blendende Idee zu haben. Er griff in sein unterstes Ladl und förderte mit sicherem Griff einige längst geschriebene Duette zu Tag. Sein Kommentar dazu: "Schau, Du kannst nicht klavierspielen und ich nicht singen, also die ideale Voraussetzung für einen Erfolg."
Mit "untrüglicher Sicherheit" wurde es auch einer. Denn kaum hatten die Gäste der "Fledermaus" unsere ersten „Zwioversuche" vernommen, wollten sie mehr davon und diese sogar mit nach Hause nehmen. Das brachte den Meister wieder auf eine blendende Idee: Er beschloß, uns auf Rillen zu pressen. Die paar Nummern, die zu einer kompletten LP fehlten, schrieb er während einer Nacht (oder noch etwas länger). Dann benutzten wir wieder die "Fledermaus"-Gäste als Testpersonen und konnten bald vermeiden - Test positiv abgeschlossen - Platte erscheint. Zum Abrunden der genialen Einfälle gebar Gerhard Bronner dann noch den Titel "IM ZWIO". Es hätte doch niemand erwartet, daß sie "Im Duett" heißen würde.
Warum waren und sind diese Lieder denn so erfolgreich? Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Die Themen sind aus dem Leben gegriffen, es sind Situationen aus einer ehelichen oder eheähnlichen Beziehung. Dialoge, die sich so oder so ähnlich tausende Male zwischen zwei Menschen abspielen, die einander mögen, aber durch Alltagsprobleme von dieser Tatsache abgelenkt werden. Der Unterschied vom Alltagsleben zum "ZWIO" besteht nur darin, daß diese manchmal nicht sehr freundlichen Zwiegespräche auf der Platte vertont und gedichtet sind. Mit hübscher Musik und in gekonnten Reimen wirft ein Partner dem anderen manchmal die größten Gemeinheiten an den Kopf, aber der Zuhörer amüsiert sich dabei, denn insgeheim denkt er/sie sich: Wie bei mir zu Haus. Nur viel lustiger. Und das ist das ganze Geheimnis dieser Gesänge, denen man die viele Arbeit, die in ihnen steckt, Gott sei Dank nicht anhört.
Das Gerhard Bronner einer der Gründer der "Wiener Cabarets" ist weiß man ja. Aber daß er auch mit dem "Adlerblick für das Unwesentliche" kleine Allerweltsprobleme gescheit und witzig zu behandeln wußte, beweisen diese Lieder.
Ich bin sicher, daß alle Gerhard Bronner Fans "und solche, die es noch werden wollen"', auf neue Lieder und Texte von ihm warten und seien die Themen auch unwesentlich. Einmal von ihm abgehandelt, werden sie wesentlich.
* = O-Ton Gerhard Bronner (für Laien: Originalton des Meisters)
(Marika Lichter)