Die vorliegende CD stellt einen Querschnitt der letzten fünf Jahrzehnte des Schaffens der Brüder Rudi und Manfred Josel auf dem Gebiet des Jazz dar. Die CD führt den Hörer von den Anfängen mit dem Trio bis hin zum Quintett, mit dem sie heute auftreten.
Die Aufnahmen sind zum größten Teil private Live-Mitschnitte, die zeitgeschichtliche Dokumentationen darstellen. Sie entsprechen daher weit gehend nicht den heutigen Aufnahmequalitäten. Besonders hervorzuheben sind die ersten zwei Aufnahmen: die allerersten Tondokumente des damals erst 16jährigen Rudi Josel.
Volksmusik und Tanzmusik waren für die Brüder Josel die ersten Kontakte zur Musik - Jazz war in ihrer engeren Heimat Steiermark noch nicht bekannt. Sie erlebten erste Kontakte mit dem Jazz während der Nachkriegszeit, hörten mit Begeisterung - meist in der Nacht - die Radiosendungen der "Voice of America", und konnten erstmals Jazzbands live erleben, die während der englischen Besatzungszeit zu Konzerten nach Graz kamen.
Sie besorgten sich Jazz-Schallplatten und verbrachten Stunden damit, Noten von diesen abzuschreiben. Sie organisierten Fahrten nach Wien zum Besuch der JATP Jazzkonzerte. In Graz entstanden in dieser Zeit einige Oldtime- und Dixieland-Bands sowie verschiedenen Stundenten-Bands, bei denen die Brüder ihre ersten öffentlichen Auftritte absolvierten.
Langsam reifte der Entschluss, ein eigenes Quartett zu gründen. Bassist Anton Bärnthaler erwies sich als idealer dritter Partner, doch kein weiterer Musiker entsprach ihren Vorstellungen. So entstand schließlich das "Josel Trio", das österreichische Jazzgeschichte schreiben sollte.
Der erste öffentliche Auftritt des Josel Trios fand im Forum Stadtpark in Graz statt. Es folgten Einladungen zu europäischen Festivals, ausgedehnte Konzerttourneen, sowie die erfolgreiche Teilnahme an verschiedenen internationalen Jazz-Wettbewerben. In Österreich spielte das Josel Trio auch Konzerte in Schulen und Bildungseinrichtungen, um die Verbreitung des Jazz in ihrer Heimat zu fördern.
Die Mitglieder des Trios wurden zunehmend als Solisten zu anderen Gruppen eingeladen und konnten sich daher laufend musikalisch weiterentwickeln. Nach drei Jahrzehnten im Trio verspürten alle den Wunsch nach Veränderung, die musikalischen Wege trennten sich vorübergehend.
Der Bassist Anton Bärnthaler ließ sich seinen Kontrabass zur Bar umbauen, die Brüder Josel spielten weiter, interessierten sich für alle neuen musikalischen Entwicklungen und traten einzeln und gemeinsam mit verschiedenen Gruppen auf.
Die Erinnerung an das jahrzehntelange gemeinsame Musizieren und der Wille, neue Herausforderungen anzunehmen, brachten die beiden Jazz-Enthusiasten Anfang der Neunziger schließlich wieder zusammen. Sie stellten wieder eine Gruppe nach ihrem Geschmack zusammen, diesmal ein Quintett. Mit einer Aufnahme des neuen Josel Quintetts vom Salzburger Jazzherbst 2001 endet der auf dieser CD konservierte musikalische Überblick. Die Brüder Josel sind weiterhin mit ihrem Quintett sowie mit anderen Gruppen in der europäischen Jazzszene LIVE zu hören.
Text: artsprojects 2004
Collective Musicians:
Rudi Josel (tb), John Lundberg (p), Guntram Hofmann (b), August “Bürsterl” Höfler (dr), Anton Bärnthaler (b), Manfred Josel (dr), Fatty George (cl), Sylvester Stingel (p), Harry Pepl (g), Emil Spanyi (p), Klaus Melem (b),Bosko Petrovic (vib), Nils H. Orsted Pedersen (b), Martin Fuss (sax).
14 Tracks. 1955 – 2001.