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Philips BSIN02013236 Westphal, Gert / Zoller, Attila - Heinrich Heine - Lyrik und Jazz Im April 1964 trafen sich Gert Westphal und das Attila-Zoller-Quartett zu Aufnahmen in einem Hamburger Studio. Kurze Zeit später erschien ihr Album Heinrich Heine Lyrik und Jazz. Es wurde ein sensationeller Erfolg.
Die Intensität von Heines Texten („Denk ich an Deutschland in der Nacht“) in Kombination mit den Jazz-Improvisationen lassen das Hören von Lyrik und Jazz zu einem Erlebnis werden.
Gert Westphal liest auf dieser CD die bekanntesten Gedichte von Heinrich Heine, begleitet vom Attila-Zoller-Jazz-Quartett. Die Heine-Texte selbst haben eine große Intensität und die Improvisationen von Attila Zoller (Gitarre), Emil Mangelsdorff (Flöte, Klarinette und Altsaxophon), Peter Trunk (Bass) und Klaus Weiss (Schlagzeug), machen die Kombination von Text und Musik zu einem umwerfenden Erlebnis
Die Heine-Platte übt eine besondere Faszination auf den Hörer aus: Das liegt nicht nur an der brennenden Aktualität der Texte oder an dem jungen Gert Westphal, der mit Leidenschaft und Frische rezitiert. Das Album platzt förmlich vor Emotionen. Fällt Westphal bei Track 1 mit Heines "Rückschau" (Ich habe gerochen alle Gerüche) lärmend mit der Tür ins Haus, so hält man bei "Denk ich an Deutschland in der Nacht" unweigerlich den Atem an. Hier scheint Heines deutsches Trauma akustisch greifbar, man spürt seine tiefe Wehmut, die sich hinter dieser oft zitierten Überschrift verbirgt. Aber schon im folgenden Gedicht "Wie sehnt' ich mich oft" lässt Heine sein ironisches Wesen aufblitzen. Der Hörer bekommt alle Facetten von Heines Zerrissenheit in seinem Verhältnis zu Deutschland zu spüren. Bei Versen wie "Ein Jüngling liebt ein Mädchen" oder "Meinen schönsten Liebesantrag" spannt Heine den Bogen von der Tragik zur Komik.
Es ist nicht nur der Farbreichtum im Ausdruck, die Achterbahnfahrt der Gefühle, die diese Platte besonders macht. Bei dieser Produktion wirken Sprache und Musik wie aus einem Guss. Bei den Aufnahmen zu Heinrich Heine Lyrik und Jazz spielten Sprecher und Musiker, nur durch eine Glasscheibe getrennt, im Studio zusammen, viele Tracks wurden nur einmal eingespielt und sofort zur Produktion verwendet. Dies fördert eine Unmittelbarkeit, die sich schon nach den ersten Minuten auf den Hörer überträgt und ihn mitreißt.
Die CD-Veröffentlichung ist eine 1:1 Wiederveröffentlichung der Erstausgabe der Schallplatte von 1966, mit dem Cover und Rückentext der damaligen LP, ergänzt durch einen Booklettext von Götz Alsmann, Musikwissenschaftler und mehrfach ausgezeichneter Jazzmusiker und TV Moderator, und einen einführenden Kommentar von Manfred Scheffner, Herausgeber des Bielefelder Jazz-Katalogs.
16 Tracks.
Pressemeldungen:
Die Welt, 12. August 2006
Dieses Hörbuch ist eine Kostbarkeit aus einer Zeit, in der es noch keine Hörbücher gab, aber immerhin Sprechplatten: Ich kenne keine einzige vergleichbare Produktion, die an diese aus dem Jahre 1966 heranreichte. [...] Doch was heißt "alt" - die Aufnahme wirkt so frisch und aggressiv, so unmittelbar elegisch und ironisch wie am ersten Tag. Gert Westphal, bei der Aufnahme gerade Mitte 40, schöpft aus dem Vollen seiner ungewöhnlich reichhaltigen, differenzierten Stimme - so streitbar, angriffslustig und lakonisch kennen wir ihn später nicht mehr. Doch der wirkliche Glücksfall [...] ist das vollkommene Zusammenspiel von Musik und Dichtung, und das meint nicht bloß Untermalung oder Begleitung, wie es heute im Hörbuch oft Unsitte geworden ist, sondern Dialog zwischen Gedicht und Jazz-Stück. [...] Diese ornamentale Verflechtung aus Stimme und Musik [...]lässt sich nicht beschreiben. Wenn das Hörbuch eine eigene Kunstform ist, mit diesem Exemplar hat es seine Höchstform erreicht - avant la lettre. (Gert Ueding)
Der Spiegel, 24. Juli 2006
Heine jazzt wieder. Mal mit kämpferischer Wortgewalt und einheizendem Swing, mal fast tonlos flüsternd, nur von einer einsamen Flöte begleitet: So zeichnet die Sprecherlegende Gert Westphal zusammen mit Attila Zollers Jazzquartett ein eindringliches Bild des facettenreichen Dichters Heinrich Heine. Bereits Mitte der sechziger Jahre aufgenommen, wurde "Heinrich Heine Lyrik und Jazz" (Philips) im 150. Todesjahr des Poeten mit "Taubenherz und Geierschnabel" endlich wieder als CD aufgelegt. Den Reiz dieser in 40 Jahren nicht gealterten Einspielung macht die natürlich wirkende Interaktion von Musik und Wort aus. Zum verjazzten Choral "Vom Himmel hoch" rezitiert Westphal, der 2002 verstorben ist: " Dabei muss ich Ihnen auch gestehen, Herr Doktor, dass mir die katholische Religion nicht einmal Vergnügen macht." Heines Spitzen und Pointen verbinden sich mit Zollers musikalischen Zitaten wie "alle Gerüche in dieser holden Erdenküche" zu einem anregenden akustischen Erlebnis.
Price:
11,50 EUR
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