Klein Records BSIN01906037

Sofa Surfers - Sofa Surfers (Das rote Album)

Tracklisting:
1. White Noise (5:31)
2. Say Something (4:43)
3. Softly (4:20)
4. Notes Of A Prodigal (2:58)
5. Believer (4:43)
6. Good Day To Die (4:19)
7. One Direction (4:29)
8. Love As A Theory (4:50)
9. Strings (5:19)
10. Never Go Back (4:40)
Recorded 2005.
Ein Album ohne Namen, einfach nur "Sofa Surfers". "Das rote Album", nennen es Wolfgang Schlögl, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Frisch wegen des Feuerwehrspind-Covers selbst ein wenig scherzhaft, aber doch auch voll zärtlichem Vaterstolz.
Dreieinhalb Jahre nach "Encounters", einer Platte voller HipHop/Dub-Ausflüge in die finsteren Bereiche der Seele, voll dröhnender Soundtürme und Begegnungen mit verschiedenen Vokalisten, veröffentlicht das Wiener Quartett - wiederum beim in langer freundschaftlicher Zusammenarbeit verbundenen Label Klein Records - ein neues Album, bei dem die Computer und Effektgeräte weitgehend ausgeschaltet blieben und nur eine einzige Stimme zu hören ist. Band-Charakter und Reduktion auf das Wesentliche waren angesagt: "Wir wollten einen Sound, der sich nicht hinter Effekthaschereien verstecken muss, die Klangquellen sollten relativ nackt dastehen."
Der mit Gitarre, Bass, Schlagzeug spärlich instrumentierte Beginn des Albums könnte so ähnlich auch von einer dynamisch agierenden Postrock-Kapelle stammen. Oder von "einer Hardcore-Band, nach dem Krach", wie sich Wolfgang Schlögl die eigene Band während der Aufnahmen vorgestellt hat. Kaum hat sich der Hörer in diese spannende sonische Umgebung eingefunden, setzt ganz unvermittelt Gesang ein. Eine Stimme, die sich kurz an der Musik reibt und dann doch wunderbar an sie schmiegt. Sie gehört dem Sänger, Tänzer und Choreographen Mani Obeya der nach den Stationen London und New York nun in Wien gelandet ist. Der Platte verleiht er mit seinem Gesang nicht nur eine soulige Wärme, sondern auch eine klare Struktur.
"Sofa Surfers" ist eine ungemein kompakte Angelegenheit. Und doch wegen seiner Mischung aus einer dem Rock nicht ganz abgeneigten Band und einer im weitesten Sinne an R'n'B erinnernde Stimme ziemlich weit draußen. Musik, nicht für spezielle Orte wie den Club oder Zuhause gemacht, sondern erst einmal nur da. Vielleicht schafft sie sich später ja ihre eigenen Räume. Derart Eigenständiges bekommt man dieser Tage jedenfalls selten zu hören. Überraschende Töne selbst für eine sich mit jeder Platte ein bisschen neu erfindende Band wie die Sofa Surfers - und dann doch wieder nicht: "Es ist anders, aber es klingt schon wie ein Sofa-Surfers-Album. Das Feeling ist gleich."
Das Feeling unter den vier Musikern ist im neunten Sofa-Jahr ungebrochen gut, vielleicht sogar besser als je zuvor. Nach Solo-Aktivitäten und Baby-Pausen, während der der Visual Artist und fünfte Sofas Surfer Timo Novotny an dem Film-Projekt "Life In Loops" arbeitete, ging man vergangenen Dezember verändert und sehr neugierig wieder aufeinander zu. "Wir machen alles gemeinsam", war schnell als Idee geboren. Nicht Computer-Skizzen wollte man austauschen, sondern miteinander spielen. Das Live-Feeling einer musikalischen Partnerschaft auf Platte bannen, die sich intern immer schon als Band verstanden hat. "Der Wunsch zu einer Platte mit transparentem Band-Sound war schon immer da, aber bis jetzt sind wir immer an der Umsetzung gescheitert."
Und so ging es nach einer Probe-Phase zum Aufnehmen in ein großes, sonst vor allem für Pop-Produktionen genutztes Studio. Das Ergebnis gibt ihrem Schritt Recht.
Man ringt nach Beschreibungen für diese Platte: Melancholisch irgendwie, warm, aber auch düster streckenweise, intim. Die Sofa Surfers, 2005 nach wie vor ein musikalisches Zwischenreich der Gefühle. In jedem Fall aber: Sehr intensiv, besonders und schön.
Released 2005.
Price: 11,90 EUR