Anders als etwa Esbjörn Svensson ist Mehldau als Pianist kein Bedarfswüterich. Seine Spezialität: das Ausloten der Zwischentöne, das Freilegen verborgener Ebenen. Wie bei Nick Drakes Großsong "River Man", den Brad Mehldau schon im Studio erforschte. Live entwickelt sich aus dem lyrischen Beginn eine zerrissene, schier metallische Klangskulptur, und im clusterhaften Verlauf des Stücks wird die ganze subkutane Verzweiflung entblößt. Neben Drake nimmt sich Mehldau noch Monk, Porter und Gershwin vor - in einer Mischung aus Empfindsamkeit und Kraft, aus machtvoller Dynamik und beiläufigem Anschlag. Höhepunkt: die 20-minütige Improvisation über Radioheads "Paranoid Android", ein zunächst repetitiv aufgebautes Monsterstück, das Mehldaus sämtliche Qualitäten zeigt. Ein großer Jazzpianist, einer der größten. (mw) 8 Titel. Recorded 2004.