Das Wunder der Heliane war 1927 in Hamburg und Wien der letzte große Opernerfolg des Erich Wolfgang Korngold, ehe ihn die entarteten Kämpfer gegen die Druchrassung ins Exil jagten.
Nach der unbefriedigenden Bielefelder Wiederaufführung 1988 kommt nun die Ersteinspielung auf den Markt: Ein gewaltiges Unterfangen, das dem Hörer indes die Zweifel nicht austreibt. Jenseits des verquasten Text-Mystizismus entfaltet sich eine Musik , deren enormer Aufwand Konrgolds merkwürdigerweise mit dem Antisemiten Pfitzner identische Absicherung bei der Genialität des Einfalls nicht gänzlich rechtfertigt: Kunstabsicht und Kunstvermögen geraten in eine Unschärferelation. So hat denn das Titelwunder einen doppelt anfechtbaren Aspekt: Die Erweckung eines Toten ist religonsphilosophisch ein Monopol der Transzendenz, außerdem setzt die Surrektion des messianischen Geliebten Helianes erotische Assoziationen frei. Evidenz der Handlung und Subtext ihrer Bedeutung geraten ins schlüpfrig Zweideutige, was natürlich musikalisch den Hauptreiz des Werkes ausmacht.
Es wartet auf mit viel exquisitem Klangmaterial, dem Anna Tomowa-Sintow in der Rolle der schönen Nacktheit vokal nur sprachlich jene Hüllen mitgibt, die sie musikalisch rollengemäß fallen läßt. John David de Haan bringt die geforderte Leistung als belkantischer Heldentenor zumindest ansatzweise, der in einer Minirolle fungierende Nicolai Gedda hätte das vor zehn Jahren noch ganz anders gemacht. Tadellos Hartmut Welker als kalter Herrscher, befriedigend das Ambiente in der kompetent von dem sich immer mehr profilierenden John Mauceri dirigierten Aufführung, deren Engagement einen imposanten Start der Decca-Reihe "Entartete Musik" markiert.
Fünf Jahre nach der rekonstruierten Düsseldorfer Schandausstellung "Entartete Musik" von 1938 wird nun das Nachkarten medien-ästhetisch fortgeführt: ein kulturpolitisches Hoffnungszeichen in Zeiten, da der Kampf gegen die Durchrassung neue Wort- und Handlungsführer findet. (Stereoplay)
Mit Anna Tomowa-Sintow, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hartmut Welker, John David de Haan, Martin Petzold, Nicolai Gedda, Reinhild Runkel, Rene Pape, Rundfunkchor Berlin.

’Entartete Musik’ bezeichnet Musikwerke und Komponisten, die aufgrund der politischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre verboten oder verfolgt wurden.