|
|
Verlag Der Apfel BSIN04990155 Wien, 2017, Deutsch, PB, 134 S. Cotrubas, Ileana / Ramin, Manfred - Die manipulierte Oper Mit der Entwicklung der Operninszenierungen geht eine Entwicklung bei der 'Rezeption' dieser Produktionen einher, die eine bedenkliche Spaltung zur Folge hat. Auf der einen Seite Operndirektoren, Regisseure und Kulturjournalisten, auf der anderen Opernbesucher, von denen die Mehrheit die Werke nicht länger in den derzeit üblichen Aufbereitungen sehen will. Gemein ist beiden Seiten nur die Unsicherheit bei der Frage nach der Zukunft der Darstellenden Kunst; darüber hinaus trifft man überall auf eine merkwürdige Hypokrisie.
Die beiden Autoren, Ileana Cotrubas und Manfred Ramin, möchten die schon oft begonnene, aber jedes Mal im Feuilleton versandete Diskussion um die Aufführungspraxis der Oper wiederbeleben, und haben ihre Gedanken in einem Buch zusammengefasst, das ausreichend Gesprächsstoff für Diskussionen bietet.
Reviews:
Wie lange noch (die klassische „Quo usque tandem“-Frage der römischen Rhetorik) werden Opernwerke so manipuliert, wie man es heute in der Regel auf den Opernbühnen sieht? Das ist nicht – grundsätzlich auch, aber hier nicht – die Frage eines verärgerten Opernbesuchers, der wieder einmal nicht weiß, was er gesehen hat. Die Argumentation, auf breitester inhaltlicher und gedanklicher Ebene über ein Buch hindurch ausgeführt, stammt von Ileana Cotrubas, immer noch ein berühmter Name in der Welt der Oper, und von ihrem Gatten, dem Dirigenten Manfred Ramin. (…)
Vor allem ist es ein Plädoyer für die Oper schlechthin. Für jenes Kunstwerk, das seit Jahrzehnten einem absichtsvollen Zerstörungswerk ausgesetzt ist. Die Ideen der heute herrschenden Regisseure haben nichts mit den Originalen zu tun, die Begründungen für ihre oft wahnwitzigen Konzepte laufen oft die Geringschätzung der Originale hinaus, die von ihnen verbessert oder überhaupt erst dem Publikum zugänglich gemacht werden müssen, damit es sie versteht. Und das grundsätzlich in moderner Kleidung (…)
Und alle sind beteiligt – die Politiker (die keine Ahnung haben, was sie tun), die Operndirektoren (die „künstlerisch risikoreiche Produktionen“ liefern, damit sie nicht geprügelt werden), die Regisseure (die eine Masche finden à la Wilson oder Freyer und diese gnadenlos abziehen, was immer sie inszenieren) und natürlich auch die Journalisten, die bejubeln, was bei einem großen Teil des Publikums nur Kopfschütteln hervorruft. (…)
Der Meinungsterror ist total, und die Autoren zeigen auch auf, die chancenlos es etwa für junge Sänger ist, sich gegen solche Konzepte zu wehren, wenn sie engagiert werden wollen.
Die Autoren wissen sehr gut Bescheid, haben unendlich vieles gelesen und analysiert und zitieren es zielgerichtet. Aber sie schwimmen gegen einen Strom, der so mächtig ist, dass er alles wegreißt – vor allem die Kritik. (…)
Zwar spricht, was die Cotrubas und ihr Mann schreiben, vielen Opernfreunden aus der Seele – aber es zielt ins Leere. Keiner von denen, die es angeht, mag so etwas lesen, jeder wird es mit einem Achselzucken abtun und wissen, dass die Rufer in der Wüste keine Chance haben gegen mächtige Netzwerke und noch mächtigere Clans von allmächtig gemachten Regisseuren und eifrig ins Horn stoßenden Feuilletonisten. Sie würden sich selbst preisgeben, gäben sie zu, was sie in ihrer selbstherrlichen Willkür da tun (und was alles als Zeitgeist ausgegeben wird – und wohl auch ist).
Wer sich dagegen stemmt, ist nichts als ein „Dinosaurer“. Selbst wenn eine Künstlerin zu dem Thema so viel Erfahrung, Integrität, kritischen Menschenverstand und brillante Argumentation anbieten kann wie Ileana Cotrubas …
Renate Wagner ONLINE MERKER
Price:
22,50 EUR
|
|