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ORF BSIN04315660 Schwertsik, Kurt - Wozu brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann Composer: Kurt Schwertsik CD / NEUE MUSIK
Kurt Schwertsik: Wozu brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann
Mitwirkende:
Ernst Kovacic, Violine, Rudi Kopp, Trompete, Gertraud Winklbauer-Zourek, Akkordeon, Josef Luitz, Violoncello, Christa Schwertsik, Stimme, Kurt Schwertsik, Klavier, Stimme.
Tracklist:
1. Unfall
2. Wie von Magritte
3. Affenpredigt
4. Breton - Die zwei Fridas an zwei Klavieren
5. Farbenlehre
6. Im Garten des blauen Hauses
7. Stimme aus dem Jenseits
8. Höre nie auf zu singen und zu malen
9. ... jenes Gesetz der Zeit
10. Haare ab. Karma - Die zerbrochene Säule
11. Wozu brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann - Tanz mit dem Holzbein
12. Die Tränen der Kokosnuss
13. Flott weiter mit dem Holzbein
14. Ich will hoffen, dass ich den Abgang froh gestimmt erleben werde und hoffentlich komme ich nie mehr zurück - Einer nach dem anderen
15. Totentanz
Kurt Schwertsik: Anmerkungen zu „Wozu brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann!
Diese Platte beruht auf Arbeiten, die ich für Hans Kresniks choreographisches Theater gemacht habe. Die Zusammenarbeit mit Kresnik verlief immer auf die gleiche Weise: Ich arbeitete mich in den vorgegebenen Stoff ein, las einschlägige Bücher, hörte und studierte Musik, die mit dem Thema zu tun hatte und verfasste unter starkem Zeitdruck musikalische Versatzstücke, die auf möglichst unterschiedliche Art den Stoff beleuchteten. Dabei immer Kresniks zupackende Ästhetik vor Augen, die ja meinem Naturell durchaus nicht gegeben ist, die ich aber immer schon sehr bewundert habe.
Die dabei in der Eile zuweilen etwas flott zusammen gezimmerten Instrumentalstücke habe ich meist in den folgenden Jahren als Ausgangspunkt ausgefeilter Arbeiten genommen. Die für Tonband entstandenen Stücke blieben dabei unberücksichtigt, denn ich arbeite für gewöhnlich nicht im Aufnahmestudio, sondern am Schreibtisch - auf Notenpapier.
Die poetischen Implikationen der Musique concrete haben mich aber schon in den frühen 1950er-Jahren fasziniert und als ich mir endlich ein Magnetophon zusammen gespart hatte, begann ich sofort eine primitive Tonbandkomposition aus Musikfetzen (Radio), skurril vorgetragenen poetischen Wortkombinationen (... für Heimsyphonographen), von meiner Großmutter gesungenen französischen Chansons und allerhand Geräuschen zu basteln.
Der Arbeitsaufwand im Kölner elektronischen Studio, wo ich 1959/60 fast täglich Gottfried Michael Koenig, Stockhausen und Kagel bei der Arbeit beobachten durfte, hat mich aber entmutigt, zumal ich mir die damals herrschenden technisch-ästhetischen Maximen zwar mit großer Bewunderung zu eigen machen wollte, gleichzeitig aber dämmerte mir, dass ich für diesen Ansatz nicht begabt war. Mir wurde bald langweilig, wenn ich mich bemühte ein System zu erfinden, aus dem sich ein Stück entfalten mochte.
Das lag an meinem Verständnis der Moderne, das von der Anarchie des Dadaismus begeistert war. Meine Begegnung mit John Cage 1957 in Darmstadt hatte mich nach einigen Umwegen über die Atonalität und das serielle Denken in den Dadaismus heimgeholt.
Durch Cage kam ich auch wieder zur Tonalität, aber das ist eine andere Geschichte.
Aus der Arbeit für Kresnik gab es also einige Tonbandarbeiten, die nicht alle in den Aufführungen verwendet wurden (oder nur zum kleinen Teil) und die mir in guter Erinnerung waren: Dadaistische Improvisationen im Studio Clement, kombiniert mit sorgfältig vorbereitetem Notenmaterial beiläufig aufgenommen, zusammengebastelt mit Hilfe schon damals obsoleter Studiotechnik, erzeugen eine ästhetische Zwischenwelt, die zwar nie an die Sprengkraft Kresnikscher Inszenierungen heran kam, aber auf hintergründige Art deren Wirkungen unterstütze, gelegentlich vielleicht sogar ermöglichte. Vor einiger Zeit kam mir die absurde Idee, diese Stücke auf einer CD zu versammeln.
Zu meiner Überraschung hat Christian Scheib die Idee nicht rundweg abgelehnt und alsbald den wunderbaren Techniker Martin Leitner beigezogen und in drei Tagen, die weit auseinander lagen, haben wir zusammen mit meiner Frau aus meinen alten Tonbandkassetten, deren Tonqualität großer Hilfe bedurfte, eine CD gebastelt.
Was nun vorliegt, geht auf die Produktionen Nietzsche und Frida Kahlo zurück. Als nun die Stücke ausgesucht und in eine vorläufige Reihenfolge gebracht waren, musste ich mir Gedanken machen, wie aus diesem Material ein poetischer Zusammenhang zu formen war. In meinem Kopf hängt alles Mögliche auf mysteriöse Weise zusammen, aber für eine Platte muss schon ein zugänglicher Ansatz gefunden werden. Da half mir Frida Kahlo. Ihre herrlichen Bilder, ihr starkes Leben.
Released 2015.
Price:
14,50 EUR
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