Double Moon BSIN03565267

Dudas, Lajos - Some Great Songs

Lajos Dudas (clarinet), Philipp van Endert (guitar), Leonard Jones (acoustic bass), Kurt Billker (drums), Jochen Büttner (percussion).
Tracklisting:
1. This masquerade (5:22)
2. I remember Clifford (3:54)
3. All the things you are (4:58)
4. Days of wine and roses (4:31)
5. Caravan (3:56)
6. West coast (5:08)
7. Mouse (3:53)
8. A thousand dreams (3:42)
9. Don't forget Fatty (2:55)
10. How high the moon (3:12)
11. Zugabe (3:21)
Recorded September 1998.
Released 1999.

Ein Name: Lajos Dudas - ein Instrument: die Klarinette - beides zusammen ergibt die wohl kreativste europäische Kraft der heutigen Jazz-Szene. "Lajos Dudas ist ein erstklassiger Klarinettist auf extrem hohem Niveau", so die fachmännische Meinung von Artie Shaw, das amerika-nische Magazin "The Cadence" nennt ihn "sensitive, inventive and really swing", und der große deutsche Jazz-Kritiker/Autor Joachim-Ernst Berendt würdigt den ungarischen Klarinettisten als einen "wegen der Zartheit und Milde seines freitonalen Spiels geschätzten Stilisten". Bei solchem Experten-Lob ist die Erwartungshaltung an den Künstler riesig und viele Musiker scheitern mit neuen Projekten daran - sie verschwinden von der Bildfläche bzw. aus den CD-Regalen. Anders Lajos Dudas: sein kreativer Geist scheint nach wie vor ungebrochen. Immer wieder überrascht er mit höchst musikalischen Veröffentlichungen in den verschiedensten Richtungen, so daß niemand ihn in eine stilistische Schublade ablegen kann. Neben seinem virtuosen Können, seiner spieltechnischen Vielfalt und seiner enormen Schaffenskraft ist ein weiteres großes Plus der Überraschungsmoment, der seine Projekte begleitet: gibt er sich da mehr traditionell, so beherrscht dort das Experimentelle die Musik, findet er hier mehr Gefallen an moderner Fusion, so widmet er sich dort dem klassischen Repertoire eines Carl Maria von Weber, J. S. Bach oder Igor Strawinsky. Er ist auf allen Bühnen zuhause - durch seine vielfältige Tätigkeit als Musiker, Komponist, Lehrer, Arrangeur und Bandleader ist er einem breit gestreuten Publikum bekannt. "Some Great Songs" heißt sein neues Album, das ihn wieder von seiner besten Seite präsentiert: als virtuosen Musiker, einfallsreichen Interpreten und begnadeten Komponisten.
Elf Stücke sind auf "Some Great Songs" zu hören. Sie bilden eine einzigartige Mischung aus mehr oder weniger bekannten Standards und einer Reihe Originale, die als Ganzes ein tolles Gesamtwerk bilden. Schön aber eigenwillig - eben mit der besonderen Note - die Interpretation von Jerome Kerns "All The Things You Are", wunderschön swingend Henry Mancinis "Days Of Wine And Roses", Ellingtons "Caravan" gallopiert mit heißen Rhythmen, groovy und souverän klingt Attila Zollers "A Thousand Dreams", feinfühlig und leicht melancholisch wirkt "How High The Moon" von Morgan Lewis. Dazu gesellen sich wundervolle Interpretationen von Leon Russells "This Masquarade" und Benny Golsons "I Remember Clifford".
Hinzu kommen die überragenden Eigenkompositionen von Lajos Dudas. "West Coast" ist eine verträumte Nummer mit viel Gefühl und beeindruckenden Stimmungen - ein warmer Sommer-Abend am Meer mit imaginärem Sonnenuntergang und einem guten Glas Rotwein in der Hand. Sehr bluesy kommt "Don't Forget Fatty" daher, ein kurzer Ausflug in die Grenzgebiete des Jazz mit unheimlichem Blues-Flair. Das Rhythmik-betonte, kompositorisch ausgeklügelte "Zugabe" rundet die Vielfalt dieses Albums als Closer ab.
Für "Some Great Songs" hat Lajos Dudas wieder ein hochklassiges Ensemble zusammengestellt. Zu den bewährten Bandmitgliedern Philipp van Endert an der Gitarre, der mit "Mouse" ein wunderschönes melodisches Stück beigatragen hat, und Kurt Billker am Schlagzeug, kommen zwei neue Musiker hinzu, die die Musik ebenso in sich haben wie der Maestro und seine Gefährten: Bassist Leonard Jones entstammt der legendären Avantgarde-Initiative AACM und präsentiert sich als versierter Sideman, der immer wieder seine solistischen Fähigkeiten unter Beweis stellt, und Perkussionist Jochen Büttner verziert das antreibende Spiel von Kurt Billker mit allerlei zarten, aber auch rasanten Klangwirbeln und Grooves.
"Some Great Songs" markiert einen weiteren Meilenstein in der langen erfolgreichen Karriere eines Vollblut-Jazz-Musikers, der auf dem besten Weg ist, eine Legende zu werden.

Reviews:
Jazzthing (02/99) Man mag darüber streiten, ob Lajos Dudas nun zu den besonders vielseitigen oder aber den orientierungslosen Klarinettisten gehört. Tatsache ist, daß der in Neuss lebende Ungar auf beinahe jedem der von ihm betretenen Terrains eine gute Figur macht: im unwegsamen Gelände der Klassik, in den Klippen der Avantgarde, auf den grünen Wiesen der Folklore oder, wie mit seinem neuen Album, am Sandstrand des Swing. Dudas paßt seine reichhaltige improvisatorische Phantasie ganz den Bedürfnissen der Umgebung an und erzeugt durch diesen gewollten Spagat ein hohes Maß an Individualität. Wem freilich bei seinen zuletzt eher kopflastigen, sperrigen Darbietungen die vielgerühmte Leichtigkeit des sprungbereiten, vollreifen Tones fehlte, dem offeriert der 57jährige nun mit seiner erweiterten Workingband um Gitarrist Philipp van Endert ein relaxt-sprudelndes Versöhnungsgeschenk. Jazzstandards und delikate Originals: Da können die Hörer und der perfektionistische Ästhet endlich wieder durchatmen. Aber gerade diese befreite Lockerheit macht's. Nie war Lajos Dudas seinem Idol Artie Shaw näher als hier! (© Jazzthing - Reinhard Köchl)
Price: 18,90 EUR