Parashoot Records BSIN02675820

Schoenecker, Joachim / Trio + Sextet - Blunatic

Joachim Schoenecker Trio & Sextet – Blunatic
Joachim Schoenecker (g), Karolina Strassmayer (as), John Marshall (tp), Ludwig Nuss (tb), John Goldsby (b), Hans Decker (dr)
Trackinglist:
1. Midnight Blue
2. Bud's Beaux Arts
3. Driftin'
4. Moments's Notice
5. Dear Old Stockholm
6. Burglaria Blues
7. Black Nile
8. Peace
9. The Kicker
10. Back and Forth
11. Virgo

Blue Note + lunatic = Blunatic. Der Name eines Labels fusioniert mit dem Wort für wirre bis irre Zeitgenossen - und für Mondsüchtige. Ein gänzlich blaues Cover stimmt uns ein. Stimmig auch, dass das Album mit Midnight Blue eröffnet. Blue Note mag für vieles stehen: für ein spezifisches Coverdesign, für ein bestimmte Aufnahmephilosophie, für einen bestimmten Künstlerstamm. Doch in erster Linie: für eine bestimmte Ästhetik. Zwar stand das Label in den 60er Jahren auch für die Avantgarde des new thing, für die Abstraktionen eines Andrew Hill, Tony Williams oder Bobby Hutcherson – doch Blue Note machte vor allem seinem Namen alle Ehre und bot Hardbop und dessen blauste Variante, Souljazz. Horace Silver, Kenny Burrell, Herbie Hancock – sie animierten zum Fußwippen und Fingerschnippen. Und das nicht mit den Standards des American Songbook, den Evergreens von Porter, Gershwin, Rodgers & Hart, sondern mit eigenen Stücken, Kompositionen aus der Feder von Jazzmusikern.
Ein ideales Repertoire für Joachim Schoenecker, geschult in Hilversum und Köln, ausgebildet auf hunderten von Bühnen, Halbfinalist bei der Thelonious Monk Competition in Washington D.C., für allaboutjazz.com “Germany’s best kept secret”. Es gibt sie doch noch: exzellente europäische Jazzmusiker, die sich ohne wenn und aber zur amerikanischen Jazztradition bekennen.
Schoeneckers Personalstil offenbart profunde Traditionskenntnisse, aber auch eine Auseinandersetzung mit der Moderne: Wes Montgomery, Pat Metheny und Joe Pass haben ihn inspiriert – Einflüsse und Inspirationsquellen, aus denen sich seine eigene, unverwechselbare Improvisationssprache speist.
Er swingt relaxed, mit reicher Akkordsprache, voller Bluesfeeling und mit warmem Ton. Keine Kopfgeburt, dieser Jazz, eher Jazz für after hours. Aber nicht nur für Mondsüchtige, die in den wee hours of the morning chillen wollen: Blunatic ist keine Balladenplatte mit nachttauglichen Stimmungsbildern wie Nocturnes (2004). Zwar gibt es sie hier durchaus: mitternachtsblaue Assoziationen von gedämpftem Licht, hochgestellten Stühlen und Rotwein – dann etwa, wenn das Trio agiert und Schoenecker zur akustischen Gitarre greift.
Doch Blunatic vermittelt nicht nur jene Kraft, die in der Ruhe liegt: Es sind überwiegend mittlere – dabei höchst entspannte- und schnellere Tempi, in denen das Sextett agiert und dabei das transportiert, was im Übrigen auch die Fotos ausdrücken: Spiellaune und Kommunikationsfreude.
2/3 des Trios und 5/6 des Sextetts rekrutieren sich aus Mitgliedern der WDR Big Band. Auch ein Name, der einem Qualitätssiegel gleichkommt, nicht nur für ein hohes improvisatorisches Niveau, für Vielseitigkeit und Präzision steht, sondern für Musiker, die ein besonderes Ohr fürs Ganze, für den Gruppensound haben. Sie alle haben mit zu verantworten, dass die Sucht nach jenen Klassikern auch nach vierzig Jahren nicht nachlässt und wir zu blunatics werden - nein, blunatics bleiben. (Karsten Mützelfeldt, WDR 5)
Released 2007.
Price: 21,90 EUR