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Gramola BSIN02227357 (2 CD-Set) Sieghart, Martin / Spirit Of Europe - Posthorn- / Haffnerserenade Composer: W. A. Mozart W. A. Mozart . Haffner-Serenade . Posthorn-Serenade . Spirit of Europe / Martin Sieghart
Mozarts Posthorn-Serenade und Haffner-Serenade
Wer die Musik Mozarts im 21. Jahrhundert spielt, wird mit Herausforderungen konfrontiert, die weit über die konventionellen Anforderungen an den Interpreten hinausgehen. Das Bürgertum, das sich jenen Werten verpflichtet fühlt, die Mozarts Musik scheinbar transportieren, ist verschwunden. Die eifrige Reproduktion »schöner« Musik erreicht immer weniger Liebhaber. Denn der Interpret, ob er es wahrhaben will oder nicht, mißt sich mit einem mittlerweile übervollen Archiv. Vorbei ist die Zeit, in der nachschaffende Musiker einfach nur die »gute Nachricht: Musik!« überbringen und damit der Unterhaltung dienen, aber auch ein gewisses Informationsbedürfnis befriedigen. Auch ein Publikum, das sich nahezu ausschließlich für die Produktion zeitgenössischer Musik interessiert, ist heute rar.
Die Musiker des 18. Jahrhunderts (die übrigens selbstverständlich auch Improvisationsmusiker und Komponisten, zumindest jedoch versierte Bearbeiter waren), mußten andere Dinge fürchten: 1785 wurden in Heilbronn in den Statuten der »Musikalischen Gesellschaft« »Inkorrible Schwätzer« als Störer ausgeschlossen, ein Verdikt, das auch wir uns manchmal herbei wünschen, andererseits waren »Reden, Essen, Trinken und Rauchen«, das Kartenspiel und andere delikate Vergnügungen während eines Konzert oder Opernbesuches durchaus gang und gäbe. Noch Carl Friedrich Zelter, Komponist und Freund Goethes, berichtete im Jahr 1774 von den Berliner Montagskonzerten, daß das »Dirigieren […] im Nebel unzähliger Tabakpfeifen nicht leicht gewesen« sei.
Erstaunlich, wie verklärend die gegenwärtige Vorstellung eines 18. Jahrhunderts ist, von dem manche nostalgisch meinen, daß es mehr Ruhe und mehr Geschlossenheit für seine Zeitgenossen aufbieten konnte, als es das 21. Jahrhundert für uns heute vermag. Auch wenn wir nur einen flüchtigen Blick auf jene Jahre werfen, in denen Mozart seine Serenaden komponierte, wird klar, daß die chaotische Expansion der menschlichen Zivilisation sich auch »damals« keine Pause gegönnt hat. Einerseits wird Anfang der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Joseph II. im so genannten »Untertanenpatent« niedergelegt, die Folter in Österreich abgeschafft und Immanuel Kants »Kritik der reinen Vernunft« erscheint, andererseits wird zur selben Zeit in der Schweiz die letzte »Hexe« hingerichtet – wenngleich die Öffentlichkeit diese Hinrichtung schon mit einigem Unmut kommentiert.
Während Mozart als Auftragsschreiber seine Serenaden zu Papier brachte und nur ein Jahr vor seiner Hochzeit noch der Meinung war, daß Gott ihm sein Talent »... nicht gegeben hat, damit ich es an eine Frau henke, und damit mein Junges leben in unthätigkeit dahin lebe ...« befand er sich nur wenige Jahre und einige kleine ideengeschichtliche Schritte von einer geistigen »Komplizenschaft« zu unserer Welt entfernt. Während der junge Komponist mit seiner Feder über das Papier kratzt - wenn er nicht gerade beim »Tarockieren« oder »Bölzelschießen« war - , wird Los Angeles gegründet, erhalten die USA ihre Verfassung, legt die französische Revolution von 1789 das Fundament für unser Verständnis für Menschenrechte und Demokratie. So weit jede Epoche von Vollkommenheit entfernt sein mag: der Abstand von einer Epoche zur nächsten scheint kaum geringer. Die Geschichte umgibt uns wie eine Kugel, wie ein kluger Mann einmal gesagt hat, jede Epoche ist uns gleich nah (oder gleich fern). Es scheint uns schwer zu fallen, an die Vergangenheit einen anderen Maßstab anzulegen als die für uns selbst gültigen Kriterien. Über Mozarts Salzburger Serenade D-Dur (KV 320) ist daher viel spekuliert worden. Allerlei Deutungen wurden versucht, die scheinbar – dieser Verdacht drängt sich förmlich auf - vor allem die Funktion des Gefäßes erfüllen, in der die Begeisterung der Exegeten gerinnen konnte. Da meint einer zu hören, wie »Mozart dem Flehen des Erzbischofs ein starres »Nein!« entgegenstellt, der andere hört das »männliche und das weibliche Prinzip« in diesem Werk »auf das Schönste herausgearbeitet« - und was erfahren wir aus diesen Fantasien?, fragen wir uns. Sicherlich einiges über die seelische Verfassung der Autoren dieser musikalisch-lyrischen Betrachtungen. Letztendlich bevorzugen wir allerdings Informationen über Musik, weniger reizen uns allzu tiefe Einblicke in die Bemühungen einzelner Musikhistoriker um Deutungshoheit. »Die Biographen seien stets von der eigentlich unbegründeten Annahme ausgegangen«, sagt der Schriftsteller und Mozart-Biograph Wolfgang Hildesheimer, »es gäbe einen festen emotionalen Kern, der sich bei uns und Mozart nicht unterscheide.« Das sei »ihre Art, ihn zu duzen.« Geduzt wurde und wird er noch immer gerne, insbesondere der scheinbar so leichtfüßige Mozart der Serenaden. Musik zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß sie sich - wie alle gute Kunst - einer gültigen Interpretation entzieht. Und das ist gut so. Denn wäre es anders, würden wir keine Musikerinnen und Musiker benötigen, die diese Musik immer neu zu deuten versuchen, denn vermutlich gibt es mindestens so viele Interpretationsmöglichkeiten, wie es Menschen gibt, die hören können.
1732 schrieb der Stadtorganist zu Weimar, Johann Gottfried Walther, - übrigens ein Vetter J. S. Bachs, in seinem »Musicalischen Lexicon« über die Serenade: »Ein Abend-Ständchen, eine Abend-Musik, weil dergleichen meist bei stiller und angenehmer Nacht pflegt gemacht zu werden.« Das italienische Wort »sereno« bedeutet auch heiter und ausgeglichen. Ab etwa 1750 bürgerte sich der Begriff Serenade für mehrsätzige instrumentale Werke ein, ein Genre, das besonders in Deutschland, Österreich, Böhmen und Italien gepflegt wurde und nur mehr wenig mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes zu tun hatte. In der Regel wurde eine Serenade am frühen Abend aufgeführt, im Gegensatz zum Notturno, das später am Abend erklang
Wolfgang Amadeus Mozart vollendete 1779 seine letzte große Serenade, die auch die letzte in seiner Serie der so genannten »Salzburger Serenaden« war. Sie erhielt, wie alle rasch populär gewordenen Kompositionen, einen eingängigen Beinamen: Die »Posthornserenade« (KV 320). Dieser Name bezieht sich auf das zweite Trio im vorletzten Satz, das Menuetto, in dem Mozart ein Posthorn erklingen läßt. Um besser zu verstehen, warum dieser Umstand für die Hörer der damaligen Zeit so betonenswert war, muß man wissen, daß sowohl in der Malerei als auch in der Musik zu jener Zeit das Posthorn das Synonym für »Abschied« schlechthin galt. Der Name verweist also nicht vordergründig auf eine spezielle Klangfarbe, sondern auf eine ganz spezifische emotionelle Gemengelage, die von der Erregung und der Trauer des Aufbruchs bestimmt ist, vergleichbar mit dem »Fasten Seat Belt« Signal für uns Heutige.
Unter Mozarts Serenaden nimmt die Serenade D-Dur KV 250 »Haffner-Serenade« von 1776 eine herausragende Position ein, nicht nur wegen seiner rahmensprengenden Aufführungsdauer. Die Sätze Nummer 2 bis 4 könnte man beinahe als »Werk im Werk« als ein sozusagen »eingebautes« Violinkonzert verstehen. Die Serenade ist als Auftragswerk für den Salzburger Kaufmann Siegmund Haffner entstanden, der sich mit dieser Musik den Abend vor der Hochzeit seiner Schwester Marie Elisabeth, die seinen Kollegen Franz Xaver Späth heiratete, versüßen wollte. Anhand der Haffner-Serenade wird deutlich, was Wolfgang Hildesheimer meinte, als er schrieb: »Mozart demonstriert wie kein zweiter, daß Vollendung nicht Sache der Altersweisheit und Abgeklärtheit ist, nicht zuletzt, weil seine Abhängigkeit von bestimmten Gelegenheiten und gesellschaftlichen Konventionen es mit sich brachte, daß er bestimmte Gattungen serienweise hervorbrachte.« (Daniel Rab-Saij)
Martin Sieghart , in Wien geboren und musikalisch erzogen, studierte in seiner Heimatstadt zunächst Klavier und Orgel, ehe er zum Violoncello kam, das sein wichtigstes Instrument werden sollte. 1975 wurde er Solocellist der Wiener Symphoniker.
Bald entdeckte er seine Begeisterung für das Dirigieren, gründete einen eigenen Chor und ein Kammerorchester und führte mit diesem Ensemble vor allem die großen Oratorienwerke Bachs in Wien auf. Nach Auftritten in München, Rom und Salzburg und dem Debüt am Pult der Wiener Symphoniker in Wien 1986 beendete er seine Tätigkeit als Orchestermusiker und arbeitete als freischaffender Dirigent.
Nach einer kurzzeitigen Bindung an das Noord Nederlands Orkest wurde er 1990 zum Chefdirigenten des Stuttgarter Kammerorchesters und somit Nachfolger Karl Münchingers bestellt. Bis 1995 leitete er dieses älteste deutsche Kammerorchester und führte es noch einmal zu internationalem Ansehen.
1992 wurde ihm zudem die Leitung der Linzer Oper und die Chefdirigentenstelle beim Linzer Bruckner Orchester übertragen. Zahlreiche CD-Aufnahmen, Tourneen unter anderem nach Deutschland, England, den Niederlanden und Italien, nach Japan und China und eine regelmäßige Präsenz im Wiener Musikleben waren Ergebnis dieser engen Zusammenarbeit.
Als Opernchef erarbeitete er vor allem einen Mozart-Zyklus, der internationales Echo auslöste.
Im Sommer 2000 zog sich Martin Sieghart nach 8 Jahren als Chefdirigent vom Bruckner Orchester Linz zurück und lebt seither in Wien.
Sieghart dirigierte u.a. das WDR-Symphonieorchester Köln, das Radio-Symphonieorchester Berlin, sowie die Symphonieorchester des NDR und SDR. Er gastierte beim Philharmonia Orchestra London, bei RAI-Roma, beim Residentie-Orkest Den Haag, Japan Philharmonic und Tokyo Symphony. An der Leipziger Oper leitete er eine Neuproduktion der „Fledermaus“. Mit den Wiener Symphonikern erarbeitete er unter anderem die Uraufführung der X. Symphonie von Gustav Mahler in der Version von G. Mazzuca und N. Samale.
Im Herbst 2000 übernahm Martin Sieghart die Professur der Dirigentenklasse an der Musikuniversität Graz.
Seit Herbst 2003 ist Sieghart Chefdirigent des „Arnhem Philharmonic Orchestra“ (Het Gelders Orkest). Seit 2002 ist er Intendant und künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Opernfestivals „Mozart in Reinsberg“. Nach den äußerst erfolgreichen Aufführungsreihen von „Don Giovanni“ 2002, „Die Hochzeit des Figaro“ 2003 und „Die Zauberflöte“ 2004 stand im Sommer 2005 „Cosi fan tutte“ auf dem Programm.
Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Wiener Johann-Strauß-Orchester, das er sowohl im Wiener Musikverein als auch anläßlich der jährlichen Neujahrstournee durch Japan begleitet.
Seit Beginn der Saison 2005-2006 ist Sieghart Chefdirigent des Kammerorchesters Spirit of Europe.
Europas neues Orchester
Was Europa in seinem Innersten zusammenhält, ist sein Wesen als Kulturraum. Das Bundesland Niederösterreich liegt inmitten dieses neuen vereinten Europas. Seine Neuinitiative zur nachhaltigen kulturellen Integration ist ein europäisches Kammerorchester mit dem Namen „Spirit of Europe“. Es wurde anläßlich der bisher größten Erweiterung in der Geschichte der Europäischen Union im Jahr 2004 gegründet. Das neue Orchester im Geiste Europas stellt in seinem Selbstverständnis das Gemeinsame vor das Trennende. Die Musik wird zur gemeinsamen Sprache, zum kulturellen Bindeglied zwischen den Staaten der neuen Europäischen Union.
Das Orchester mit Sitz in St. Pölten, Niederösterreich, besteht aus 35 Musikern und Solisten aus Tschechien, Ungarn, Polen, Deutschland, Dänemark, Italien, Spanien, Brasilien, Armenien und Österreich. Die Ausführenden sind ebenfalls Mitglieder anderer bedeutender Orchester, der Wiener Staatsoper, der Capella Istropolitana, des Wiener Kammerorchesters oder der Niederösterreichischen Tonkünstler und bürgen für höchstes internationales Niveau.
Das Programm spannt einen Bogen von Klassik und Romantik zu den Komponisten des neuen europäischen Integrationsraumes und ist Plattform für die Kunst der Gegenwart. Tourneen werden das neue Orchester durch die Länder der Europäischen Union führen und die Vielfalt europäischer Klangkunst präsentieren. Der Austausch nationaler Identitäten in Form von Sprache, Ausbildung, Spielart und Klangstil sind der Garant beginnender Freundschaften. Das Verständnis dem anderen gegenüber wächst durch die emotionale und geistige Auseinandersetzung mit Musik. Ein Kammerorchester hat jene Größe, in welchem jede einzelne Stimme entscheidend für das gemeinsame Ganze ist. Eine Botschaft, die sich von innen heraus direkt auf den Zuhörer überträgt – die Struktur eines Kammerorchesters als Beispiel individuellen Miteinanders und symbolisches Zeichen der Regionalität Europas. Zahlreiche europäische Botschafter stehen hinter dieser Idee, internationale Unternehmen bieten dem Orchester als Sponsoren die notwendige finanzielle Basis.
Spirit of Europe ist eine Kulturinitiative von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.
Price:
19,90 EUR
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