Preiser BSIN02177220

Bronner / Wehle / Krainer / Sobotka - Rosinen aus dem Guglhupf

Composer: Gerhard Bronner

Bronner / Wehle / Krainer / Lichter / Sobotka - Rosinen aus dem Guglhupf
Mit Gerhard Bronner, Peter Frick, Lore Krainer, Marika Lichter, Kurt Sobotka, Oliver Vollmann, Peter Wehle.
Tracklist:
1. Eitelkeit (02:58)
2. Zwentendorf (04:05)
3. Der Mittelstand (02:44)
4. Zuviele Schweine (03:17)
5. Aber wann i den derwisch...! (03:00)
6. Wie der Guglhupf entstand (05:36)
7. Perpetuum Mobile (03:02)
8. Der Aussteiger (02:00)
9. Das Ölmuseum in Prottes (04:21)
10. 12 alte Abfangjäger (02:27)
11. Die Zeiten sind a bisserl besser (02:49)
12. An Kultur interessiert (03:29)
13. Der Scheich vom Oman (02:05)
14. Die Nullen (02:31)
15. Ich steh auf dieses Land! (02:14)
16. Mach ka Geschäft mit an Schnorrer (02:18)
17. Die Wiener Ballsaison (04:23)
18. Man trägt wieder Gips (03:06)
19. Wir vom Tanker (03:00)
20. Der liebe Augustin (02:52)
21. Der Karnevalschlager (15:26)

Der Guglhupf - und was dahinter steckt.
Als ich im Herbst 1978 von der Hörfunkintendanz des ORF den Auftrag erhielt, jeden Sonntag Vormittag eine satirische Sendung zu gestalten, hatte ich natürlich keine Ahnung, auf was ich mich da einließ: In meiner Ahnungslosigkeit nahm ich an, daß es sich eben um eine Kabarett-Sendung handeln würde, wie ich sie im Laufe der Jahre schon zu Dutzenden gemacht hatte - und das wär's ...
Nicht bedacht hatte ich, wie schnell eine Woche vorbeigehen kann, wenn man Jeden Sonntag darüber satirisch berichten muß. Spätestens ab Mittwoch fühle ich mich - ebenso wie meine Kollegen - etwa so, wie ein Mittelschüler vor der Schularbeit, auf die er sich nicht genügend vorbereitet hat.
Ferner hatte ich nicht bedacht, daß es Wochen gibt, in denen sich das Zeitgeschehen überstürzt - und dann gibt es wieder Wochen, in denen überhaupt nichts passiert. Die Sendezeit aber bleibt immer gleich.
Eine weitere Schwierigkeit: Immer wieder gibt es Ereignisse, an denen man nicht vorbeigehen kann, die aber so beschaffen sind, daß wir beim besten Willen keine Späße darüber machen können. (Etwa die Ermordung des Präsidenten Sadat, oder das Attentat auf den Papst - um nur zwei Beispiele zu nennen ...).
Zu all dem kommt, daß dieser "Guglhupf" nicht einem kleinen, elitären Kabarettpublikum in "camera caritatis" vorgeführt wird, sondern daß jeden Sonntag einige hunderttausend Menschen im In- und Ausland sehr aufmerksam zuhören und jedes unserer Worte auf eine nicht immer wohlgesinnte Waagschale legen.
Daß diese Sendung seit 1978 tatsächlich jede Woche über den Äther geht, ist ein Wunder, das niemanden mehr erstaunt als mich - und meine Kollegen. Es gab Sendungen, die wir mit tragbaren Aufnahmegeräten im Spital aufnehmen mußten, weil einer unserer Mitarbeiter operiert wurde. Andere Sendungen wurden satzweise in verschiedenen Studios aufgenommen und dann zusammengehängt, weil irgendeiner von uns beruflich ganz wo anders sein mußte, als die Übrigen ...
Zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, sind 270 Guglhupf-Sendungen gelaufen - und keine einzige wäre denkbar, ohne die aufopfernde Mitarbeit meiner Kollegen. Besonderen Dank möchte ich hier den beiden im Hintergrund wirkenden Co-Autoren Otto Fielhauer und Alfred Heinrich aussprechen: ohne den Einfallsreichtum, ohne die Hilfe dieser beiden bedeutenden Satiriker hätte ich vermutlich schon längst das Handtuch werfen müssen.
Aber auch jenen, die im Vordergrund wirken, möchte ich danken: Allen voran der erstaunlichen Lore Krainer, die uns jede Woche mit einem selbstgestrickten Lied überrascht ...
Meinem langjährigen Kollegen Kurt Sobotka, der sich die undankbare Aufgabe des Regisseurs aufbürden ließ....
Dem köstlichen Erwin Steinhauer, der mit seiner "vis comica" selbst dort noch Pointen spielte, wo ihn die Autoren im Stich ließen ...
Dem Rudolf Buczolich, der neben seinen vielen Verpflichtungen am Burgtheater auch noch Zeit für den "Guglhupf" findet ...
Und dann muß ich noch Peter Frick erwähnen: Er war von Anfang an dabei, war nicht nur der liebenswerteste, sondern auch der jüngste Kollege im Team. Er ist, als der "Guglhupf" zwei Jahre alt war, einem Herzinfarkt erlegen.
Wenn ich allen Tontechnikern und deren Assistenten, die am Entstehen der Sendung beteiligt waren, ein pauschales "Danke" ausspreche - dann ist das mehr, viel mehr, als eine lästige Formsache.
Ja, und dann war noch der Peter Wehle da, der mit einer Selbstverleugnung ohnegleichen allwöchentlich in unseren Doppelconferencen den "Blöden" spielte, nur damit ich etwas "G'scheites" von mir geben konnte, das womöglich er für mich geschrieben hatte.
Natürlich wissen wir alle, daß der "Guglhupf" nicht nur Freunde hat: Wir wurden im Laufe der Jahre als "Rassisten", als "Kommunistenfreunde", als "Neonazis", als "Nestbeschmutzer", und vor allem immer wieder als schlichte "Trotteln" beschimpft. Und das ist gut so: denn wenn wir jemandem "auf die Zehen steigen" dann soll er es kundtun. Nichts wäre schmählicher für uns, als eine Polemik, die nicht zur Kenntnis genommen wird und im Nichts verpufft.
All jenen, die uns seit Jahren mit Drohbriefen und Beschimpfungen beehren, ist dieses Album gewidmet: vielleicht kommen sie beim zweiten oder dritten Anhören unserer Nummern darauf, daß in unserem "Guglhupf" doch etwas mehr steckt, als sie wahrhaben wollen.
(Gerhard Bronner, 1986)
Price: 19,90 EUR