Historical Recordings 1938 - 1939; Stücke aus Alcina, Radamisto, Julius Cäsar. Nach annähernd 190 Jahren Bühnenabstinenz erfuhr die Oper „Rodelinde“ am 26. Juni 1920 bei den Göttinger Händelfestspielen eine Wiederaufführung und leitete damit eine Händel-Renaissance ein. Spiritus Rector war Oskar Hagen, dessen Einsatz für Händels Oper vorsichtig mit dem Engagement Mendelssohns für Bachs Matthäus-Passion verglichen werden darf. Unter Hagens Ägide erwuchs eine Begeisterung für Händels Werk, die dazu benutzt wurde, eine Gegenbewegung zum nachwagnerschen Musiktheater zu stellen; Händels Musik wurde als „Gesundbrunnen“ angebetet: „Der Expressionissmus hat uns die Kraft gegeben, wieder ein echtes Pathos zu haben; in einem neuen Barock entladen sich die aus der Musik Händels erwachsenen Kräfte in breitausladender Geste, in den in mächtigen Schwüngen gestalteten Linien bewegter Massen.“ Vorliegende Aufnahme der „Rodelinde“ ist am Tag der Sendung entstanden. Es handelt sich um Oskar Hagens Bearbeitung, die vor allem eine Vereinfachung und Konzentration auf den beherrschenden Handlungsfaden ist. „Rodelinde ist eine Art „neoklassizistischer Reformoper“ mit expressionistischen Fluchtlinien – in dieser Form eine Oper des frühen 20. Jahrhunderts, mit den Wurzeln im 18. Jahrhundert, ein Kind der inflationsgebeutelten Nachkriegszeit, den Wunsch nach Gefühlseinheit und reinigender Übersichtlichkeit in sich tragend. Mit Emma Mayer (Alt), Gerhard Hüsch (Bariton), Fritz Krauss (Bariton), Hans Ducrue (Bass), Chor des Reichssenders Stuttgart, Carl Leonhardt (Dirigent), Gustav Görlich (Dirigent), Fritz Lehmann (Dirigent), Ludwig Kusche (Musiker), Orchester des Reichssenders Stuttgart, Cäcilie Reich (Sopran).