CD / LITERATUR
Thomas Bernhard 1931 – 1989
Wie kein zweiter Schriftsteller der zweiten Republik hat der am 09.02.1931 geborene und am 12.02.1989 verstorbene Thomas Bernhard nicht nur die öffentlichen Gemüter entzweit, sondern auch die Gegensätze zwischen Staat und Literatur verschärft und auf den Punkt gebracht. Mit seiner (literarischen) Methode der öffentlichen Vorführung und Demaskierung, mit seinen Genres überschreitenden Monologen und Triaden, kurzum: mit seiner maßlosen Übertreibungskunst hat es Thomas Bernhard geschafft, die staatlicherseits- wenn überhaupt, dann zumeist als "Subventionsfall" - wahrgenommene Schreibkunst zur tatsächlichen Staats- und "Chefsache", zum politischen Skandal zu machen.
Man denke nur an "Heldenplatz", wo der des Öfteren als "Alpen-Beckett" und "Untergangshofer" apostrophierte Bernhard just im offiziellen "Ge- und Bedenkjahr" 1988 an der Staatsbühne "Wiener Burgtheater" seine Abrechnung mit Österreich auf die theatralische Spitze getrieben und damit den größten parlamentarisch debattierten Kunsteklat der letzten Jahrzehnte ausgelöst hat. "Heldenplatz", das ist zugleich der dramatische Schlusspunkt eines literarischen Werks, das sich von Anfang an als Frontalangriff auf die politisch-soziale Verfasstheit menschlicher Existenz verstanden hat: von "Frost", dem 1963 bei Suhrkamp erschienenem Romandebüt - ein Buch, das viele Bernhard-Kenner heute noch für dessen bedeutendstes Prosawerk halten - bis zu "Auslöschung. Ein Zerfall", erschienen 1986; vom 1972 bei den "Salzburger Festspielen" uraufgeführten Theaterstück "Der Ignorant und der Wahnsinnige" bis zum bereits erwähnten "Heldenplatz" des Jahres 1988.
Trotzdem wäre es zu kurz gegriffen, die Geschichte des Literaten Thomas Bernhard allein als Skandalchronik zu schreiben oder diesen großen Satiriker auf ein immer wieder zitiertes düster-melancholisches Bild zu beschränken. Was an Thomas Bernhard fasziniert hat und immer noch fasziniert, sind die Widersprüche zwischen Werk und Person, zwischen Mensch und öffentlicher Erscheinung.
Tracklisting:
CD 1:
Thomas Bernhard - das Porträt
1. "Naturgemäß Grundsätzliches"
Intro
2. "Ein Schreckenskind! Ein Fehltritt!"
Die frühen Jahre
3. "Ungeheuerlich, menschenunwürdig"
Krankheit und Krankenanstalt
4. "Meine Gerichtssaalberichterstatterlaufbahn"
Journalistische Anfänge
5. "Die Rosen der Einöde"
Avantgardistische Versuche und eine späte Abrechnung
6. "Frost"
Das Romandebüt
7. "Mir hat er Glück gebracht"
Thomas Bernhard und sein Verleger
8. "Mein Ohlsdorfer Narrenhaus"
Der Dichter im Alpenvorland
9. "...der Staat eine Kloake, stinkend und tödlich"
Der Skandalautor
10. "Ich bin der geborene Geschichtenzerstörer"
Zur Bernhardschen Dichtkunst
11. "Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?"
Der Dichter und die Bühne
12. "Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt"
Das frühe Ende

CD 2:
Thomas Bernhard liest Thomas Bernhard
1-15
"Ereignisse"
(Aufnahmen des Landesstudios Oberösterreich)
16. "Midland in Stilfs"
(Aufnahme des Landesstudios Salzburg)